inszeniert für das stadttheater bremerhaven

wir befinden uns im jahr 2070 in einem staat, dessen herrschaftsform sich „die methode“ nennt. diese legitimiert sich durch den unbedingten, kollektiven überlebenswillen jedes lebewesens: gesundheit ist das höchste ziel des staates. „die methode“ garantiert allen bürger*innen gesundheit, wenn diese sich dem regime von lückenlosen gesundheitskontrollen unterwerfen. da „die methode“ auf erkenntnissen der biologie basiert, ist sie unfehlbar. dies glaubt auch mia holl, musterbürgerin, 34 jahre alt. sie ist biologin und völlig unpolitisch -bis zu dem tag, an dem ihr bruder moritz, ein freiheitsliebender anarchist, durch einen DNA-test des mordes überführt wird und sich in folge dessen im gefängnis umbringt. das stürzt mia in einen schweren konflikt, weil sie einerseits als wissenschaftlerin dem DNA-test glauben schenkt, aber andererseits zutiefst überzeugt ist, dass ihr bruder kein mörder sein kann. diese zweifel machen sie ungewollt zur staatsfeindin. mia zieht verstößt mit ihren zweifeln gegen die regeln des systems, verweigert sich der obligatorischen gesundheitskontrollen. sie beharrt auf der unschuld ihres bruders und gerät dadurch ins visier der justiz und des chefideologen heinrich kramer…

was bedeutet es, ein mensch zu sein? welche unveräußerlichen rechte haben wir? diese fundamentalen fragen stellt juli zehs 2007 uraufgeführtes stück.

im kern geht es um die frage, ob das individuum ein recht auf absolute selbstbestimmung hat, also auch ein «recht auf krankheit», wie eine untergrundorganisation im stück heißt, oder ob der staat zum wohle aller dem einzelnen dieses recht absprechen darf. spätestens seit dem ausbruch der corona-pandemie muss man wohl niemandem erklären, warum diese frage jeden etwas angeht.

mit juliane schwabe, richard lingscheidt und max roenneberg

inszenierung: magz barrawasser
bühne & kostüme: rabea stadthaus
dramaturgie: peter hilton fliegel
regieassistenz: ana maria carreíra rodriguez
inspizienz: antonia klein

die premiere war am 18.9.2020

bildnachweis für alle fotos: heiko sandelmann / stadttheater bremerhaven